Veröffentlicht: 27.06.2022
Author: Michael
In einer Welt, in der die Anzahl digitaler Kanäle stetig zunimmt, stoßen herkömmliche Content Management Systeme schnell an ihre Grenzen. Diese spielen Inhalte meist nur über die eingebundene Website aus. Wer seine Zielgruppe über mehrere Kanäle, wie z. B. Apps, Websites und diverse Online-Marktplätze erreichen möchte, kann auf ein Headless CMS zurückgreifen. Wie ein Headless CMS funktioniert, in welchen Situationen der Einsatz dieses Systems neue Möglichkeiten eröffnen kann und welche Anbieter Open-Source- oder Software-as-a-Service-Lösungen zur Verfügung stellen, erfahren Sie hier.
Headless CMS sind Verwaltungssysteme für digitale Inhalte. Anders als bei herkömmlichen Content Management Systemen, wie z. B. WordPress oder Typo3, werden die eingepflegten Inhalte nicht direkt über eine Website veröffentlicht. Das liegt daran, dass Backend und Frontend bei Headless Content Management Systemen nicht zusammenhängen. Diese Eigenschaft gibt dieser CMS-Form (headless, dt. kopflos) ihren Namen. Um den erstellten Content in den gewünschten Medien zu veröffentlichen (z. B. Websites, Apps), müssen Entwickler:innen eine Schnittstelle (Application Programming Interface, kurz: API) herstellen und die gewünschten digitalen Plattformen anbinden.
Neben Vorteilen birgt das Headless CMS auch Nachteile oder Risiken. Wir raten bei einer Abwägung immer dazu, den eigenen individuellen Anwendungsfall im Blick zu behalten und keinen pauschalisierten Aussagen oder Trends zu folgen. So können auch die hier aufgezählten Vor- und Nachteile je nach Ausgangssituation unterschiedlich gewichtet werden.
Mögliche Szenarien, die für die Nutzung des Systems sprechen.
Die einen oder anderen werden sich jetzt fragen, warum man, anstatt zu einer Allround-Lösung, überhaupt zu einem Headless CMS greifen sollte. Die Entkopplung des gesamten Frontends und zentraler Backend-Funktionen eines klassischen Content Management Systems führt zu den genannten Vor- sowie Nachteilen. In welchen konkreten Situationen macht eine Entscheidung für das Headless CMS also Sinn?
Hinweis: Nur weil eines der folgenden Szenarien auf Ihr Unternehmen zutreffen mag, bedeutet das nicht, dass die Nutzung eines klassischen CMS falsch ist. Wir zeigen lediglich Anforderungen auf, denen ein Headless CMS Rechnung tragen kann.
Inhalte sollen auf diversen Endgeräten ausgespielt werden: Die Darstellung von Inhalten variiert je nach Endgerät und Software. Um eine möglichst geringe Komplexität in der Pflege von Inhalten zu erreichen, kann auf ein Headless CMS zurückgegriffen werden, in dem der Content zentralisiert verwaltet wird. Durch die Trennung von Front- und Backend können die Inhalte über alle denkbaren Endgeräte präsentiert werden - von Smartwatch bis hin zu Messedisplay.
Die Nutzung eines klassischen Content Management Systems birgt ein Risiko im Hinblick auf die Marktpositionierung: Dynamische Märkte erfordern dynamische Unternehmensstrategien. Nehmen wir an, Sie starten mit einer klar definierten Geschäftsidee. Im Laufe der Etablierung ihrer Marke stellt sich jedoch heraus, dass sich die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe schneller verändern als zunächst angenommen. Um diesen gerecht zu werden, werden Sie gezwungen, sich anders aufstellen. Die zuvor gewählten Systeme, u. a. Ihr CMS, passen nicht mehr zu Ihrem angestrebten Markenauftritt. Hier wäre es von vornherein effizienter gewesen, einen reinen Content-Hub zu nutzen, also ein Headless CMS.
Die Personalstruktur erfordert eine Trennung der Aufgabenbereiche der Inhaltserstellung und der der finalen Darstellung: Content Manager oder Redakteure mit Online-Marketing-Know-how sind nicht in jedem Unternehmen vertreten. Teilweise wird die Inhaltspflege von Abteilungen mit anderen Schwerpunkten übernommen. Hier kann es sinnvoll sein, dass die Anbindung an die Plattformen, sowie die Entwicklung dieser von externen IT- und Entwicklerteams übernommen wird.
Hochspezialisierte Inhalte: Die Inhalte eines Unternehmens sind so hochspezialisiert, dass Redakteuren kein weiteres Wissen im Rahmen der digitalen Ausspielung abverlangt werden kann. Das kann z. B. in technischen oder naturwissenschaftlichen Bereichen der Fall sein. Ein Headless CMS verlangt dann nur den "nackten" Content.
Hochspezialisierte visuelle Anforderungen: Genauso wie hochspezialisierte Inhalte eine Fokussierung auf dieselben erfordern, können hohe visuelle Anforderungen von Content Managern oder Redakteuren ggf. nicht erfüllt werden. Erfahrene Frontend-Entwickler:innen können mit einem Headless CMS ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Inhalte folgen einer klaren Struktur und bedürfen keiner komplexen visuellen Darstellung: Produkteigenschaften, Definitionen, Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Diese und viele weitere strukturierte Content-Arten können schnell und einfach über ein Headless CMS angelegt werden.
Eine hohe Heterogenität der Zielgruppen: Manchmal kommt es vor, dass das Angebot eines Unternehmens verschiedene Zielgruppen anspricht, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In diesem Fall besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass auch die Kommunikations- und Vertriebskanäle sowie genutzte Endgeräte unterschiedlich sind. Mit einem Headless CMS können Inhalte in diesem Fall zentral verwaltet, aber über verschiedene Wege an die Zielgruppen herangetragen werden.
Dezentralisierte Unternehmensstruktur – viele Tochter- oder Partnergesellschaften: Verfügen Unternehmen über ein großes Netzwerk an Vertriebspartnern oder Tochtergesellschaften, die auf das Angebot der Muttergesellschaft zurückgreifen, kann ein Headless CMS die erforderlichen Inhalte liefern. Es können dann diverse Darstellungsweisen angebunden werden, die den Markenanforderungen der einzelnen Gesellschaft entsprechen.
Die aufgeführten Anbieter stellen das Headless CMS in Form von Software-as-a-Service (SaaS) und/oder freie Open-Source zur Verfügung:
REST-API-basiert:
Der Schlüssel zur Ausspielung der Inhalte in diversen Medien heißt REST-API. Die Besonderheit dieses Architekturkonzepts liegt in der einfachen Anbindungsmöglichkeit zu bestehenden Webformaten. Alle unterliegenden Prinzipien führen dazu, dass der Inhalt mit dem Headless Backend erstellt und dann über eine SQL-Datenbank von der REST-API abgerufen und an die Clients weitergegeben werden kann.
Klassische Anbieter von Content Management Systemen führen die REST-API zunehmend für ihre Systeme ein, um den Anwender:innen eine flexiblere Ausspielung ihrer Inhalte auf weiteren Plattformen zu ermöglichen. Alle die derzeit eines der gängigen Content Management Systeme nutzen, sollten diesen Trend im Auge behalten.
Durch die Etablierung von Headless CMS und des REST-API-Konzepts ergeben sich neue Wege und Möglichkeiten, seiner Zielgruppe mit relevanten Inhalten zu begegnen. Hält man sich den Boom mit der Einführung des Smartphones vor wenigen Jahrzehnten vor Augen, wird einem die Notwendigkeit der Unabhängigkeit von physischen Endgeräten bewusst. Vielleicht werden Ihre Inhalte in 10 Jahren auf Medien konsumiert, die uns heute noch nicht bekannt sind.
GIT-basiert:
Bei einem GIT-basierten Headless CMS werden aktualisierte Informationen und die Bearbeitungshistorie der Dateien zunächst an den GIT-Speicher und dann an die entsprechende Plattform gesendet. Die Content-Ausspielung lässt sich über den Versionsverlauf einfach wieder rückgängig machen. Einer der größten Vorteile, die Inhalte über diverse Endgeräte ausspielen zu können, geht hier jedoch verloren. Die meisten Anbieter arbeiten wahrscheinlich aus genau diesem Grund mit einer REST-API.
Headless CMS bieten einige SEO-Vorteile. Inhalte können oft schneller abgerufen werden, weil die Datenbank unabhängig funktioniert. Die Systeme weisen eine hohe Stabilität auf und die Nutzererfahrung profitiert von der unabhängigen Gestaltung durch die Frontend-Entwickler:innen.
Das allein reicht jedoch nicht, um gute Rankings zu erzielen. Bei der Entwicklung der Web-Auftritte sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Anforderungen, die Google an eine gute Website stellt, erfüllt werden. In einem herkömmlichen Content Management System, können Meta-Descriptions, Title Tags und weitere Meta-Tags (z. B. hreflang-Tags) z. B. einfach durch die Redakteure hinzugefügt werden. Bei Headless CMS bestehen diese Felder nicht, solange diese nicht bei der Entwicklung implementiert wurden (sog. String-Felder).
Der Grundstein für gutes SEO wird bei Headless CMS also maßgeblich von der Entwicklung gelegt. Beim technischen Setup spielen u. a. eine sinnige URL-Struktur, Lazy Loading, die Limitierung von Bildgrößen, die Einrichtung von String-Feldern für Meta-Tags und die Bereitstellung strukturierter Daten eine Rolle.
Das Content-Team sollte den gängigen Methoden für die On- sowie Offpage-Optimierung weiterhin folgen. Die Leitlinien für inhaltliches SEO ändern sich durch den Einsatz eines Headless CMS nicht.
Wir durften bereits einige Headless CMS Projekte aussteuern und bei der Implementierung unterstützen. Kontaktieren Sie uns gerne , falls Sie auf ein Headless CMS umstellen möchten oder eine Umsetzung Ihres Web-Projekts über dieses System erwägen.
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